Mittsommer-Remise – zu Besuch in Gutshäusern

In Mecklenburg-Vorpommern stehen rund 2000 Schlösser, Guts- und Herrenhäuser. Am letzten Wochenende öffneten viele Gutshäuser in Mecklenburg-Vorpommern, anlässlich der Sommersonnenwende ihr Türen und ließen neugierige Besucher hinein.

Mittsommer-Remise heißt das Spektakel und fand dieses Jahr zum 12. Mal statt. 88 Guts- und Herrenhäuser hatten eingeladen und boten neben Führungen auch kulturelle Veranstaltungen an. Der Eintritt kostete mich 10€, da ich ja in mehrere Häuser wollte. Je nach Tag und Anzahl der Häuser lagen die Preise zwischen 4€ und 15€. Im Vorverkauf war es jeweils günstiger. Einen Shuttle gab es auch.

Auf Rügen beteiligten sich das Jagdschloss Granitz, das Rittergut Streu, das Gutshaus Üselitz und die Ruine in Pansevitz. Die drei letzten besuchte ich am letzten Sonntag. Zur Granitz traute ich mich nicht. 😉 Zu viele Touristen.

Als erstes fuhr ich ins Nirgendwo zum Gutshaus Üseltiz. Hier nahm ich an der Mittags-Führung teil.
Gut Üselitz gehört zu Poseritz, liegt im Süden von Rügen und ist fast komplett von Wasser umgeben.

Üselitz wurde 1311 erstmalig erwähnt, das Gutshaus wurde 1553 von der Familie von Zuhm errichtet. Zuletzt gehörte das Gut der Familie von Veltheim, bis diese 1945 enteignet wurden. Nach dem Krieg fanden hier Flüchtlinge Zuflucht und es wurde ein wenig umgebaut.

1968 zogen die letzten Bewohner aus und der Verfall begann. 1970 brach das Dach ein. 1975 wurde das Haus zum Baudenkmal erklärt, doch trotzdem wurde es von der Polizei als Schießplatz missbraucht.
Als 1998 die aktuellen Besitzer das Gut übernahm, standen nur noch die Außenwände vom Gutshaus. Der Wiederaufbau begann erst 2011, nachdem die Üselitzer Wiek wieder geflutet wurde. Die wurde 1920 trocken gelegt. Seit 2018 ist es fertig und es befinden sich mehrere Ferienwohnungen in den oberen drei Etagen. Außerdem kann man das ganze Haus für Feiern mieten.

(weitere Bilder bei Wikipedia: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Herrenhaus_%C3%9Cselitz?uselang=de)

Die Führung war sehr interessant. Wir hatten sogar eine Dame dabei, die nach dem Krieg hier gewohnt hatte. Die Eigentümerin (Astrid von Götz-Welbergen) konnte viel zur Geschichte und zum Bau erzählen und erklärte das Konzept des Wiederaufbaus. Federführend dafür war ihr Mann Pete Welbergen. Es wurden keine baulichen Elemente des Renaissance-Baues wiederhergestellt, die weg waren. Dafür wurde das hervorgehoben, was noch da ist. Notwendige Ergänzungen, wie Dach, Decken und Wände wurden schlicht gehalten. Sowohl innen als auch außen kann man die alten Elemente noch erkennen. Zum Beispiel die Ansätze der Kreuzgewölbe im Innenraum und die Bruchkanten an den Außenwänden. Das Dach wurde wieder so gestaltet, wie es mal war.

Im Umfeld findet man vor allem viel Natur. Die geflutete Wiek bietet Vögeln ein Zuhause und im Garten/Park stehen uralte Obstbäume. Ich fand es dort traumhaft schön. Hier kann ich mir gut einen erholsamen Urlaub vorstellen.

Einen Gegensatz fand ich auf dem Rittergut Streu. Hier traf ich auf einen großen, ordentlichen Park rund um das imposante Gutshaus. Streu gehört zu Schaprode und liegt im Westen von Rügen.

Streu existierte seit dem 13. Jahrhundert als Rittergut. Das Gut der Familie von Osten ging Ende des 17. Jahrhunderts an die Familie von Platen über, Mitte des 18. Jahrhunderts dann an die Familie von Lotzow, später an die Familie von Bohlen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts war Johannes Volkmann der Besitzer, er wurde aber 1945 enteignet. Das Gut diente als Flüchtlingsunterkunft und wurde 1961 zur LPG Einheit zusammengefasst. Das Herrenhaus wurde erst bewohnt, stand aber danach bis Ende der 1990er Jahre leer.
Ab 2001 wurde das Herrenhaus von den neuen Besitzern, der Familie Reimann, aufwändig restauriert. Dabei hielten sie sich an den Spruch, der über der barocken Eingangstür zu lesen ist: „Man reißt das Haus nicht ein, das Väter fest gebaut, doch richtet man sich’s ein, wie man’s am liebsten schaut.“

Noch mehr Geschichte und Fotos:
https://www.kulturwerte-mv.de/Landesdenkmalpflege/Denkmal-des-Monats/Bisherige-Beitr%C3%A4ge/2014-10-Ehemaliges-Rittergut-in-Streu/

Von der ehemaligen Gutsanlage in Streu sind das Gutshaus mit dem ehemaligen Wirtschaftsflügel, der Park, der ehemalige Pferdestall, Fundamente des Rinderstalls und einer Feldscheune, ein Trafohaus, ein Fachwerkkaten, das Haus des Oberschweizers (Obermelkers) und das Inspektorenhaus mit Stall und Obstgarten erhalten geblieben. Belebt wird alles von der Familie und mehreren Mitarbeitern. Außerdem gibt es eine Tierarztpraxis.

Ich bestaunte den hübschen Park, genoss die Ruhe bei Kaffee und Kuchen und unterhielt mich dann noch eine Weile mit den Eigentümern und Besuchern.

Zum Abschluss meiner Insel-Tour besuchte ich noch den Schlosspark Pansevitz. Hier war ich ja schon öfter und heute passte es auch ins Programm. Ich wandelte durch den Park und staunte über die Filzkunst, die hier seit einer Weile steht und hängt.

Bei dieser Kunst handelt es sich um die Ausstellung „VERGÄNGLICH – LEBENDIG“ der Filzschule Oberrot. Mit dem Friedwald als Hintergrund wurden mehrere Kunstobjekte im Park installiert. Diese bleiben ein Jahr und man kann die Verwandlung des Filzes durch das Einwirken der Natur beobachten. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt.

Ich genoss vor allem mal wieder die Ruhe und den Frieden im Park. Das war ein schöner Abschluss des Tages.

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Manu
Manu
4 Jahre her

Sehr interessant und tolle Fotos!

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