Lietzow im Schnee

Letzten Sonntag stattete ich einer meiner liebsten Orten auf Rügen einen Besuch ab: Dem Semper Wald bei Lietzow.
Auf Grund der Baustelle zwischen Bergen und Ralswiek ist die Anfahrt zurzeit etwas umständlich und länger als sonst, aber es lohnt sich.

Zunächst begutachtete ich den Eisstatus auf den Jasmunder Bodden. Hier in Lietzow trennt nur ein schmaler Damm die zwei Bodden. Der „Kleine“ war komplett zugefroren, der „Große“ hatte nur noch wenige eisfreie Löcher. In denen tummelten sich die Wasservögel.

Danach ging es, vorbei am Strand, in den Semper Wald. Hier stehen neben dem Schloss, der Wasserturm und die Süntelbuchen.

Lietzow war vermutlich schon zur Slawenzeit eine beliebte Siedlung und im 19. Jahrhundert fanden hier viele Archäologische Grabungen statt. Sogar Rudolf Virchow grub hier nach Flintspäne, Messer und Streitäxten.
Der Waldpark Semper ist ca. 38 ha groß und wurde mit dem Bau des Schlosses um 1920 angelegt. Das Gut gehörte ursprünglich der Familie von Jasmund und wechselte mehrfach den Besitzer. 1913 erwarb Dr. Walter von Brüning das Gebiet und ließ das Schloss erbauen. Die Familie wurde nach dem 2. Weltkrieg enteignet. Von 1963 bis 1990 wurde das Gelände als Ausbildungsstätte und Erholungsheim für Polizisten genutzt und ist heute in privater Hand. 2003 war der Waldpark Semper offizieller Außenstandort der IGA in Rostock.
Die Zufahrt zum Schloss ist mit herrlichen
Rhododendren gesäumt und bietet einen wundervollen Blick, wenn die Büsche blühen. In direkter Nähe zum Schloss steht der Wasserturm. Er war für die Wasserversorgung des Schlosses notwendig und noch bis 1953 in Funktion. Die Fassade ähnelt einer mittelalterlichen Ruine und bietet so ein herrliches Fotomotiv.
Ein Stück weiter steht der „Hexenwald“. Hier wurden 1920 Süntelbuchen gepflanzt, die eine mystische Stimmung verbreiten. Die 10 sogenannten Krüppelbuchen sind eine seltene Mutation der „Fagus sylvatica var. suentelensis“, also eine Rotbuchen-Art.
Weitere sehenswerte Orte sind die Kaskadenteiche, der ehemaliger Tennisplatz, eine Mauer aus einheimischem Feuerstein und über 100 Jahre alte Eichen.

Bei den Caches hatte ich hier auf Grund des Schnees kein Glück, also machte ich mich auf die Suche nach der Eiszeitkiefer. Die hatte ich schon öfter auf den Schildern gesehen, aber bisher nicht besucht. Da auf der anderen Seite der Bundesstraße die Beschilderung sehr mau war, nahm ich natürlich glatt den falschen Abzweig. Dadurch durfte ich aber eine Menge Schnee auf dem Weg bestaunen. Zwischendurch stand ich bis über die Knöchel in der weißen Pracht. Hier gab es sogar Spuren von Skiern.
Die Eiszeitkiefer fand ich allerdings nicht. Im Wald standen viele große Kiefern, aber ob davon jetzt eine aus der Eiszeit stammte?! Schön war es hier aber trotzdem.

Zurück lief ich durch den Ort und warf noch einen Blick auf das Schlösschen Lietzow und das verlassene Bahnwärter-Häuschen.

Das Schlösschen ließ der Eisenbahntechniker Bopp, der für den Bau der Eisenbahnlinie Bergen-Sassnitz verantwortlich war, ab 1893 errichten. Dabei diente Schlosses Lichtenstein als Vorbild.

Route bei komoot:
www.komoot.de/tour/27504740

 

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Annett Kocour
Annett Kocour
1 Jahr her

Hallo Sabine, Durch Zufall sind mein Mann und ich auf deine Website gestoßen. Du warst auf der Suche nach der Eiszeiteiche, die wir heute besucht haben. Du hattest sie sogar fotografiert! Ich habe sie auf deinem Foto markiert. Wenn du aus dem Wald hinter Lietzow heraustrittst, siehst du die große Wiese. In der „Mitte“ steht eine große Eiche auf einem Hügel und links davon, etwas in einer Senke, steht die Kiefer. Von weitem sieht sie sehr unscheinbar aus. Aber aus der Nähe, bzw. darunter ist sie absolut großartig. Vielleicht konnte dir mein Hinweis etwas helfen und du findest sie beim… Read more »

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Sabine
Sabine
1 Jahr her
Reply to  Annett Kocour

Liebe Annett, vielen Dank für deinen Hinweis. Da geh ich doch bei Gelegenheit noch Mal auf die Suche.
Viele Grüße Sabine

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