Großsteingrab und Schloss in Dwasieden

Das Wetter am Samstag lockte mich wieder raus. Da es sehr windig werden sollte, entschied ich mich für eine Wanderung im Wald. Ziel war die Schloss-Ruine Dwasieden in der Nähe von Sassnitz. In dem Wald war ich vor Jahren schon mal, sah damals aber das Schloss nicht.

Ich startete auf der nord-westlichen Seite des Waldes. Im Nord-Osten gibt es, in der Nähe vom Schmetterlingspark, auch einen Zugang, von dort kam ich beim letzten Mal.
Diesmal begann ich meine Runde an der Schlossallee. Hier gibt es im Wohngebiet genug Parkplätze für das Auto. Die Schlossallee führt in seiner Verlängerung bis zum Schloss Dwasieden, sah aber früher sicher prächtiger aus. Die Bäume sind immer noch imposant und schön.
Im Wald lief ich erst mal nach Süden, um dem Fürstengrab einen Besuch abzustatten.

Der so genannte Großdolmen von Dwasieden ist ein Großsteingrab und entstand zwischen 3500 und 2800 v. Chr. Das Dwasiedener Hünengrab ist mit einer Länge von etwa 35 m, zwei großen Wächtersteinen (einer steht noch) und einem trapezförmigen Hünenbett sehr imposant. Schon Caspar David Friedrich war fasziniert von diesem Grab, als er 1806 Zeichnungen davon anfertigte.
1970 wurden bei Ausgrabungen einige historische Funde, unter anderem Bernsteinperlen, Beile, Keramikscheiben und Pfeilspitzen, entdeckt.

In der Nähe gibt es noch viele weitere Hügelgräber.

Weiter ging es in Richtung Küste. Hier stieß ich auf einen tiefen Graben zwischen Wald und See. Da genau dort ein Cache liegt, sammelte ich all meinen Mut und machte mich auf den Weg. Erst hinunter, das war noch einfach, doch dann auf der anderen Seite wieder hinauf. Das war ein ordentliches Stück Arbeit und der gefrorene Boden mit den Schneeresten machte es nicht einfacher. Gut außer Atem hatte ich dann doch noch die begehrte Dose in der Hand und mein Name stand im Logbuch. Wo ich schon mal hier war, legte ich auch noch die letzten Meter zurück und stand oben auf der Steilküste. Hier hatte ich einen unglaublichen Blick übers Wasser bis hin zum Hafen Mukran.
Der Weg nach unten war dann noch spannender und die Bäume wurden meine besten Freunde, denn sie bewahrten mich vor einer Rutschpartie. 😉
Unverletzt unten angekommen, lief ich vor zum Wasser. Hier pustete der Wind ordentlich und drückte die Wellen ans Ufer.

Dann stiefelte ich wieder zurück in den geschützten Wald und schon bald traf ich auf das ehemalige Militärgelände. Die Zäune sind weitestgehend abgebaut, so dass man auf den Wegen hinein kommt. Vorbei an einigen neueren Ruinen, traf ich schließlich auf die Überreste des Schloss Dwasieden.
Vom ehemaligen Marstall steht nur noch die Außenhülle, der Rest brannte 1997 aus. Das eigentliche Schloss stand etwas nord-östlich davon. Hier sieht man nur noch Reste der Säulengänge.

„Wir drehen uns um, vom Meere aus in den Wald sehend – da steht vor uns Schloß Dwasieden! Ja, so muß Dornröschens Palast ausgesehen haben – umkränzt von dichtem Walde, still und geheimnisvoll, wie ein Gedicht zum Himmel steigend.“
(Autotypie aus: „Daheim dt. Familienblatt“ 1895)
Dieses helle Sandsteinschloss inmitten des grünen Buchenwaldes muss wirklich schön gewesen sein. Es wurde 1873 bis 1877 erbaut und war das einzige Gebäude in Nord-Deutschland, welches aus massivem Sandstein, Granit und echtem Marmor bestand. Das Schloss war ein quadratischer, zweigeschossiger Bau. An den Seiten befanden sich zwei Säulengänge mit jeweils einem Pavillon.
Adolph von Hansemann, Inhaber der Disconto-Gesellschaft in Berlin (einer der reichsten Männer der Bismarckzeit), gab dieses Bauwerk in Auftrag. Der Architekt war Friedrich Hitzig – ein Schüler von Friedrich Schinkel. Zu Gast im Haus war unter anderem das Kaiserpaar.
1930 wurde das Schloss an die Stadt Sassnitz verkauft und das Gelände wurde militärisch genutzt. 1948 wurde das Schloss gesprengt und bis 1991 war hier die Volksmarine stationiert. Seit dem verfällt das Gelände.
Ein paar alte Fotos und Führungen findet man hier: www.dwasieden.de
Einen interessanten Bericht mit Infos zur militärischen Nutzung hier: www.dirk-trute.de
Weitere Führungen zum Schloss und den Gräbern gibt es hier: www.archaeo-tour-ruegen.de

Ich drehte eine Runde durch das Gelände und machte mich auf den Rückweg. Am Soldatenfriedhof, mitten im Wald, legte ich noch einen Stopp ein. Hier wurden ab 1945 mehr als 300 Soldaten und Zivilisten beerdigt. Der Friedhof wurde 1992 neu gestaltet und mit Grabkreuzen gekennzeichnet.

Durch den Wald ging es wieder zurück zur Schlossallee und zum Auto. Unterwegs fing es wieder an zu schneien und ich sah sogar noch zwei Rehe.

So ging eine interessante und spannende Zeitreise zu Ende.

Route bei komoot:
www.komoot.de/tour/27306512

 

 

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