Den fünften Tag meines Urlaub begann ich wieder relativ früh. Es war Samstag und ich wollte vor dem großen Ansturm auf dem Lilienstein sein.
Im dichten Nebel fuhr ich bis zum Parkplatz kurz vor dem Tafelberg und im Nebel stiefelte ich auch los. Ich war ganz allein im Wald und ich war mir nicht sicher, ob ich das jetzt herrlich oder gruselig fand. 😉
Ich entschied mich für den Aufstieg über den sogenannten „Nordabstieg“. Der Weg schlängelte sich durch den Wald und der Nebel lichtete sich erst mit zunehmenden Höhenmetern. Der Weg lief sich gut und ich arbeitete mich Stück für Stück nach oben. Schließlich kam ich auf dem Plateau an und fühlte mich wie auf dem Dach der Welt.
Noch immer war ich ganz allein. Über mir strahlte die Sonne und unter mir lag der Nebel wie eine Wolkendecke.
Der Lilienstein ist 415 Meter hoch und das Symbol des Nationalpark Sächsische Schweiz. Er ist der einzige Tafelberg auf der rechten Elbseite. Im 13. Jahrhundert gab es eine Burg auf dem Stein, die aber verfallen ist und im 16. Jahrhundert endgültig aufgegeben wurde. Danach wurden hier nur noch Obelisken und Denkmäler errichtet.
Mit jedem Aussichtspunkt wurde der Nebel weniger und die Sicht freier. Dann tauchten auch die ersten anderen Wanderer auf. Ich drehte eine Runde über das Plateau und legte dann auf einem der Felsnadeln eine Pause in der Sonne ein. Vor mir der Ausblick auf die Elbe und die Festung Königstein.
Als ich mich über den „Südaufstieg“ auf den Weg nach unten machte, war es richtig voll geworden und mir kamen viele Besucher entgegen.
Der verschenkte Lilienstein
Einst trafen sich auf dem Königstein der Kurfürst August der Starke und der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. Sie saßen bei einer Flasche Wein und plauderten. Der König sprach: „Der Königstein gefällt mir sehr“. Worauf der Kurfürst antwortete: „Sieh, solche Berge hast Du nicht in deinem Preußenland. Dort sitzt man allzu oft auf flachem, trocknem Sand. Drum schenke ich Dir zum Andenken den Lilienstein, den du da drüben siehst“. „Mein Bruder ich danke dir. Jetzt werde ich mir eine Festung bauen in Deinem schönen Sachsenland, die von mir wird Friedrichstein genannt“, sprach der König frohen Mutes und reiste zurück nach Berlin.
Am anderen Morgen sitzt schon früh der Kurfürst am Tisch und hat den Kopf in beide Hände gestützt. Teilnahmsvoll fragt Kyau, der Festungskommandant: „Mein Fürst und Herr, was fehlet Euch!“ „Ach lieber Kyau, letzte Nacht habe ich einen großen Fehler gemacht. Ich habe geschenkt beim Wein dem König unsern Lilienstein. Der will dort eine Festung bauen und der Königstein gerät dadurch in Gefahr. Eine sehr dumme Geschichte, die mir nicht mehr aus dem Kopf geht.“ Der Kyau lacht laut und spricht zu seinem Kurfürsten: „ Sorgt euch nicht. Schickt mich nur schnellstens nach Berlin.“
Der Kyau wurde sofort gesendet nach Berlin. Dort tritt er vor das Angesicht des Königs und spricht zu ihm: „Eure Majestät, verzeiht es mir, aber der Lilienstein, der Euch geschenkt wurde, steht uns im Wege. Wir bitten Euch deshalb, den Lilienstein schleunigst abzubauen. Wir geben Euch dafür vier Wochen Zeit“. Der König musste laut lachen und spricht: „Das geht so schnell nicht. In Berlin würden sie sich natürlich freuen, wenn ich den Lilienstein in die Hasenheide stellte. Jedoch lieber Kyau, ihr könnt gehen. Sagt Eurem Fürst, er kann den Lilienstein behalten“.
So blieb der Berg an seinem Ort und steht noch heute dort. Und wer es nicht glaubt, fährt in das schöne Sachsenland und schaut es selbst an.
Eduard Dietrich, „Geschichte und Sage der Festung Königstein in Sachsen“
Ich fuhr zurück zum Hotel und auch hier war es auf Grund des Wochenendes wirklich voll. Also verzog ich mich wieder in den Wald und erkundete noch mal die Umgebung. Dabei stattete ich dem steinernen Tisch und der Pavillonaussicht einen Besuch ab. Auch in die Schwedenlöcher warf ich einen kurzen Blick. Hier kommt man ebenfalls zur Bastei hoch bzw. runter nach Rathen. Von der Pavillonaussicht hat man einen wirklich tollen Blick auf den Basteifelsen.
Vor dem Abendessen genoss ich noch die Sauna im Hotel und verkroch mich so vor dem aufkommenden Regen.
Meine Routen bei komoot:
Lilienstein
Steinerner Tisch und Pavillonaussicht
Der Regen vom Vorabend blieb mir auch am Sonntag erhalten und so suchte ich mir ein paar Ausflugsziele, bei denen ich trocken bleiben konnte.
Das erste Ziel war der „Marie-Louise Stollen“, das einzige Besucherbergwerk in der sächsischen Schweiz. Mit der ersten Führung ging es in den 400 m langen Stollen. Wir bestaunten die mühsame Arbeit der damaligen Bergleute. Der Abbau wurde hier schon vor langem aufgegeben und jetzt wird der Stollen für den Tourismus genutzt.
Danach fuhr ich zum Landschloss Pirna-Zuschendorf. Hier schlenderte ich durch die beeindruckende Botanische Sammlung an Rhododendren, Efeu, Hortensien, Kamelien und Bonsai. Vor allem letzteres beeindruckte mich sehr. Da gab es auch winzig kleine Apfelbäume, die aber fast normal große Äpfel trugen. Der Rest ist sicherlich faszinierender, wenn es blüht. In das restaurierte Schlösschen warf ich auch einen Blick.
Nach dem botanischen Exkurs tauchte ich in die DDR-Zeit ein. Dafür besuchte ich das DDR-Museum in Pirna. Es war sehr witzig, all die alten Sachen zu sehen. Die Besitzer haben ganze Zimmer nachgebaut und man bekommt einen guten Eindruck von der Zeit. Für mich war es vor allem spannend, die anderen Besucher zu beobachten, die sich an viel mehr erinnern konnten, als ich.
Den wirklich schönen Abschluss meiner Rundfahrt bildete ein Besuch der Klangterassen in Rathen. Die liegen auf der Elbseite gegenüber der Bastei. So hat man einen herrlichen Blick auf den berühmten Felsen. Dazu wird alle 30 Minuten Musik gespielt. Die ertönt verteilt aus mehreren Lautsprechern, so dass man die Musik je nach Standort unterschiedlich wahrnimmt. Dies, in Kombination mit dem Basteifelsen im leichten Nebel, bot einen schönen Urlaubsabschluss.
Tolle Fotos! Die „Bonsai-Äpfel“ sind echt lustig!