Nach meinem Weiterbildungswochenende in Hamburg stand schon das nächste Highlight auf dem Programm. Diesmal ganz privat, denn wir gönnten uns ein Mädelswochenende im Schloss Kittendorf. Dafür ging es am Freitag nach der Arbeit zur Mecklenburgischen Seenplatte.
Das Schloss liegt zwischen Neubrandenburg, Waren und Teterow und etwa 100 km südlich von „unserer“ Insel Rügen.
Das Herrenhaus wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von der Familie von Oertzen erbaut und diente ihnen als Hauptsitz. Auch der Mecklenburgische Herzog war ein häufiger Gast.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Familie enteignet und ein Internat und eine landwirtschaftliche Berufsfachschule wurden hier untergebracht. 1986 wurde das Internat geschlossen und das Schloss ging in den Besitz von Neubrandenburg über. Für einen Umbau zu einem Schulungszentrum wurde mit Erhaltungsarbeiten begonnen, die aber kurz nach der Wende eingestellt wurden.
1992 erwarb der Berliner Unternehmer Johann Trettler das Schloss und ließ es aufwendig sanieren und ersetzte die fehlende Inneneinrichtung mit Exponaten aus dem Zeitraum des Baus.
1995 eröffnete Trettler das Schloss-Hotel Kittendorf. 2004 verstarb Johann Trettler und sein Sohn übernahm die Leitung. Damit wurde er mit 25 Jahren zu einem der jüngsten Schlossherren in Europa. Inzwischen kümmert sich die Schloss Kittendorf GmbH & Co. KG um das Anwesen.
Hier in diesem Märchen- und Kleinmädchen-Traum zogen wir also für zwei Nächte ein. Wir starteten mit einem herrlichen Abendessen und fielen dann selig in unsere Betten.
Am Samstag fuhren wir nach dem Frühstück nach Gessin, kurz vor Malchin, und tobten auf der Jagd nach Caches mehr als 3 Stunden durch den Wald. Dabei liefen wir auch auf der Drei-Schwestern Allee. Sie erinnert an die Drei Töchter des Grafen Hahn von Basedow. Vor mehr als 150 Jahren wurden hier Robinien, Grau-Pappel und Eberesche gepflanzt. Heute stehen fast nur noch die Robinien.
Zwischendurch lachte immer wieder die Sonne und bescherte uns einen goldenen Oktobertag. Wir waren wirklich erfolgreich und bekamen sogar Rehe und einen stattlichen Hirsch zu sehen. Der flitzte kurz vor uns über den Weg und verschwand im Dickicht.
Danach fuhren wir nach Basedow. Da waren wir vorher durch gefahren und wollten noch einen Blick auf das dortige Schloss der Familie von Hahn werfen.
Zunächst stärkten wir uns aber im Alten Schafstall und kauften noch ein paar Leckereien ein. Dann spazierten wir um Schloss Basedow und sammelten natürlich noch einen Cache ein. Unterwegs bestaunten wir das pompöse Anwesen und freuten uns über die vielen knuffigen Tiere.
Bereits im 13. Jahrhundert besaß die Familie von Hahn eine Burg am Standort des heutigen Schlosses. Das wurde im 16. Jahrhundert im Renaissancestil errichtet. Im 19. Jahrhundert ließ die Adelsfamilie das Schloss umgestalten. Die Wirtschaftsgebäude, ein großer Marstall und das Dorf Basedow wurden fast komplett neu errichten. Zusätzlich wurde 1833 der Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné mit der Anlage des Parkes beauftragt.
Seit 1985 steht alles unter Denkmalschutz und kann besucht werden. Dass Schlossinnere kann man sich bei Führungen ansehen. Das muss sehr beeindruckend sein.
Die Kirche im Ort haben wir leider auch nicht besucht. Hier findet man Mecklenburgs älteste bespielbare Orgel aus dem Jahr 1683.
Nach der Rückkehr in „unser“ Schloss entspannten wir in der Sauna und durften dann an einem Menü mit Weinbegleitung der Firma Rindchen aus Hamburg teilnehmen. Das Essen war wieder sehr lecker und wir hatten einen lustigen Abend mit dem Paar am gemeinsamen Tisch.
Am Sonntag schliefen wir auch wieder aus und genossen noch mal das Frühstück. Dann ging es auf den Heimweg. Eigentlich wollten wir die Eichen und den Tierpark in Ivenack besuchen, doch der Regen vergraulte uns. Wir fuhren weiter nach Osten, weg vom Regengebiet und landeten so im Tollensetal bei Altentreptow.
Wieder folgten wir einer schönen Cache-Runde und blieben weitestgehend trocken. Dafür kämpften wir gelegentlich mit der Natur rund um die begehrten Dosen. Am Ende hatten wir aber die meisten gefunden und fuhren glücklich und geschafft nach Hause.
Den ganzen geschichtlichen Hintergrund der Gegend erfuhr ich aber jetzt erst:
1996 fand man am Ufer der Tollense erste Knochen und Waffen aus der Bronzezeit. 2008 wurden dann die ersten Ausgrabungen gestartet und inzwischen geht man von einer großen und langen Schlacht aus. Etwa 4000 Menschen sollen daran beteiligt gewesen sein und einige hundert kamen ums Leben. Ihre Skelette wurden im Moor konserviert und erzählen den Archäologen ihre Geschichte. Man vermutet einen Konflikt zwischen Menschen aus der Region und Zuwanderern aus Süddeutschland oder Südosteuropa. Warum sie hier kämpften ist noch unklar. Beeindruckend ist hierbei die Anzahl der Kämpfer, denn die Region war schon damals dünn besiedelt.
Weitere Infos hier:
Berichte beim NDR, beim Tagesspiegel und bei WeltN24
Wir hatten ein entspanntes und erfolgreiches Wochenende und eines steht fest: Die Mecklenburgische Seenplatte sieht uns wieder. Hier ist es wirklich toll und ich bin gespannt auf die vielen Schlösser, die wir noch nicht gesehen haben.